Aktuelle Theaterkritiken

Mephisto 

Das Theaterstück „Mephisto“ erzählt von einem erstaunlichen Karriereaufstieg, begleitet von den Schatten seiner Zeit und basierend auf dem Roman von Klaus Mann, geschrieben und veröffentlicht im Jahr 1936 in Amsterdam.  

Im Zentrum der Geschichte steht die Karriere des aufstrebenden Schauspielers Hendrik Höfgen, der seine Schauspielkarriere im Hamburger Provinztheater hinter sich gelassen hat, um sich endlich in Berlin behaupten zu können.

Auf seine Karriere fokussiert und vom Ehrgeiz getrieben nimmt Höfgen die politischen Ereignisse in der Weimarer Republik, welche sich immer mehr zuspitzen, nur vereinzelt war. Nach der Machtergreifung der Nazis wendet er sich verstärkt seiner Karriere zu. Als die neue Regierung sich für Höfgen interessiert, nimmt dieser gerne jedes Angebot an, um seine Beziehungen auszuweiten.  

Wenn sich nicht Schauspieler in die Rolle von Schauspielern versetzen können, wer dann?!  

„Mephisto“ erzählt über das Leben von Bürgern und der Schauspielszene der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, in Deutschland ist die neue Staatsform eine Republik, die Weimarer Republik – aber der Nationalsozialismus ist schon spürbar und gewalttätig vor allem auf der Straße vertreten. Angemessene Musik sorgt durch das gesamte Theaterstück hindurch dafür, intensiv Nachempfinden zu können, was diese Zeit geprägt hat. 

Dennoch erteilt das Stück dem Zuschauer keinen Geschichtsunterricht. Vielmehr werden die Emotionen von Bürgern in dieser Zeit dargestellt sowie der Einfluss der Politik auf die verschiedenen Lebenslagen. Die Handlung weist Gegenwartsbezüge auf, es lassen sich Parallelen in Motiven und Mentalitäten herstellen. 

Das moderne Bühnenbild trägt zum leichten Verständnis dieses doch ernsten Themas bei. Der Vorhang dient zudem als Projektionsfläche für Live-Videos, die das Geschehen auf der Bühne wiedergeben.  

Diese facettenreiche Nutzung von verschiedenen Elementen verstärkt das Interesse. Denn durch die auf die Leinwand produzierten Bilder wird ein neues Theatererlebnis geschaffen, die Nahaufnahmen der Schauspieler berühren den Zuschauer besonders durch die so deutlich erkennbare Mimik, das fördert die Empathie für die Charaktere, was dem Stück einen sehr intensiven Touch verleiht.  

Die multimedialen Darstellungen, die erkennbare Spiellust der Schauspieler und die eigentlich ungeheuerliche Geschichte des Aufstiegs eines Schauspielers machen das Stück zu einem kurzweiligen Theatererlebnis.  

„Mephisto“ ist unbedingt sehenswertes Theater und empfiehlt sich ab einem Alter von 16 Jahren, mit einer Spiellänge von fast drei Stunden (mit Pause). Nächster Termin: Sonntag, 19.30 Uhr, Stadttheater

Leonor Mergenschröder 

The Goodbye Girl 

Liebe Leserinnen und Leser, „Verlassen, Wohnung weg, aufgezwungener Nachmieter und dann bellt dort auch noch ein Riesenköter…“

So ähnlich könnte man den Anfang des Musicals schildern.

Das Theaterstück „The Goodbye Girl“ wurde von Neil Simon erstmals im Theater Bielefeld 2.10.2021 aufgeführt. In dem Stück geht es um die Frau Paula MacFadden, die mit ihrer Tochter sitzengelassen wurde und die nun versucht, sich mit Nebenjobs über

Wasser zu halten. Nun kommt noch hinzu, dass die Wohnung an einen Schauspieler mit großen Träumen untervermietet wurde, der nicht unbedingt eine Wohngemeinschaft haben möchte…

Das Stück hat eine Spieldauer von 2:45 Stunden mit einer Pause.

Der Altersempfehlung von 12 Jahren wurde ich zustimmen, weil es ein Stück mit leichtem Vokabular ist und eine Story hat, der man gut folgen kann. Es ist unterhaltsam und musikalisch kurzweilig.

Thorben, 9B

Warten auf´n Bus 

Unterschätzte Arbeitslose

„So wollen wir aber nicht enden “, war der erste Gedanke, den wir hatten.

Hannes und Ralle sind zwei alte Freunde. Sie sind arbeitslos und treffen sich jeden Tag an einem einsamen Bahnhof: „Det, mein Freund is die letzte, verdammte Schnittstelle zwischen der Zivilisation und der absoluten Pampa. Von hier ab in die Richtung hört jedes intelljente Leben uff(..)“

Sie reden darüber, wie ihre Leben früher waren und wie sehr sie es hassen, jetzt nur noch als „Arbeitslose “ abgestempelt zu werden. Die Hauptdarsteller sind Alexander Stürmer (Ralle) und Oliver Baierl (Hannes), Regie führt Fabian Möhrke und aufgeführt wird das Stück im Theater am Alten Markt.

Wir fänden eine Altersempfehlung ab 16 Jahren, anstatt der Empfehlung ab 14 Jahren, angemessener, da uns das Verständnis für die Zusammenhänge bei politischen und geschichtlichen Themen fehlte.

Wenn man dieses Verständnis hat, ist das Theaterstück ziemlich lustig, auch wenn geschichtlich sowie politisch ernste Themen eine Rolle spielen.

Trivial lustige Stellen, z.B. als der Hund Maiki nicht hört, wenn Hannes ihn mit tiefer männlicher Stimme ruft, aber bei Ralle, der ihn mit typisch quietschender Frauenstimme ruf, sofort kommt, entlockten dem Publikum Lacher. Im Stück wird die Aussage behandelt, was für einen falschen Eindruck viele Menschen von  rbeitslosen haben. Man sieht diese Situationen jetzt mal von der anderen Seite. Uns hat das zum Nachdenken angeregt.

Die Stücklänge von 2 Stunden 40 Minuten führte dazu, dass bei uns am Ende die Konzentration schwand – aber es gibt eine Pause und ab Klasse 10 ist das sicher kein Problem mehr. Das Publikum war im Großen und Ganzen begeistert vom Stück, teilweise gab es Standing Ovations.

Die nächste Aufführung ist am Sonntag, 27.2. um 19.30 Uhr im TAM, für spätere Termine bitte auf die Homepage des Stadttheaters schauen.

Ilia Diamantidis, 9c